DACH | Onlinemarketing.de: Ad Fraud: Mobile im Visier der Betrüger?
Besonders in den Wirtschaftszweigen, in denen große Budgets verantwortet und umgesetzt werden, finden sich immer Betrüger, die versuchen, mit ihren kriminellen Machenschaften einen Stück vom Kuchen abzubekommen. Nachdem die Gefahr des Ad Frauds für die Online-Werbeindustrie zwar schon lange bekannt ist, aber selten so ernst genommen wurde, wie sie es verdient, verschafft der Mobile-Boom den Betrügern eine jungfräuliche Wirkungsebene – deren Marktteilnehmer noch nicht einmal ansatzweise auf die Cyberkriminalität vorbereitet sind.
Mobile-Boom macht Ad Fraud attaktiver
Die Probleme mit der Targeting-Technologie auf mobilen Geräten, insbesondere mit Cookies, haben Klickbetrüger bisweilen davon abgehalten, sich auf Smartphones und Tablets zu konzentrieren. Doch damit könnte es schon bald ein Ende haben. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Abwehrmechanismen im Desktop-Bereich immer besser werden und so beispielsweise Bot-Aktivitäten schneller enttarnt werden können. Die Preise für mobile Werbeflächen liegen momentan noch deutlich unter denen für Desktop, doch dies wird sich in Kürze ändern. Der Mobile-Markt wächst unaufhaltsam, das Interactive Advertising Bureau (IAB) geht von einem Wachstum von 92 Prozent im kommenden Jahr aus. Die steigenden Preise und die noch nicht vorhandenen Tools zur Erkennung des künstlichen Traffics machen Klickbetrug attraktiver. Manche Publisher verdoppeln ihr Mobile Inventory von Jahr zu Jahr, womit auch bereits infiziertes Inventar vermehrt Einzug in den Werbezyklus findet.
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Eine zur Zeit beliebte und sehr einfache Methode der Botnet-Betreiber ist es laut Lauren Johnson, Redakteurin von Adweek, dass der Zugriff des Klienten auf die Website verschleiert wird. Dem Server wird vorgegaukelt, dass es sich um ein mobiles Gerät handelt, somit wird das Mobile Inventar ausgespielt, das nicht auf Ad Fraud Erkennung ausgelegt ist. Die generierten Impressions laufen ins Leere.
Das unterschiedliche Nutzungsverhalten der Mobile-User im Vergleich zum Desktop spielt eine große Rolle für Ad Fraud. User verwenden seltener den Browser, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen, sondern greifen auf Apps zurück. Die Entwickler der Anti-Fraud-Tools, die schon jetzt Probleme haben, mit der Anpassungsfähigkeit der Kriminellen mitzuhalten, müssen umstrukturieren und neue Möglichkeiten zur Aufspürung schaffen.
Methoden und Motive der Betrüger
Integral Ad Science veranstaltete gestern in Hamburg das “Brand Safety & Ad Fraud Breakfast”, um über die Situation aufzuklären. Das Unternehmen analysiert täglich bis zu 3 Milliarden Ad Impressions und entwickelt Methoden, um gegen Ad Fraud vorzugehen. Es schätzt den Anteil von Botnet Traffic für Deutschland entgegen höherer Angaben aus anderen Quellen auf zwischen fünf und zehn Prozent des gesamten Traffics. Einschätzungen für den Mobile-Bereich zu geben, wagt jedoch niemand.
Doch was sind die Motive der Kriminellen? Wie verdienen sie beispielsweise an künstlichen Views?
Bezahlt werden die Botnet Entwickler unter anderem von Publishern, die Traffic für ihre Website einkaufen, um CPC- oder CPM-Preise zu manipulieren und die angebotene Werbefläche teurer verkaufen zu können. Eine weitere Einnahmequelle sind Ad Exchanges, die unwissentlich infiziertes Inventar vermitteln. Andere Unternehmen bezahlen, damit das Werbebudget der Konkurrenz gezielt für sinnlose Klicks verschwendet wird und sie sich somit Wettbewerbsvorteile verschaffen können. Viele Botnetzwerke sind der Lage, qualitativ hochwertige Besucher zu simulieren. So kann ein Bot seinen Einkaufswagen bei Online-Händlern mit bestimmter Ware füllen oder ausgewählte Websites besuchen, um sich für kostenintensives Retargeting interessanter zu machen. Oft kommen hierbei auch selbst konstruierte Fake-Sites zum Einsatz, die genau die richtigen Keywords enthalten.
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